" Was hörst´n da´n für Musik? "
Der siebte Monat des Jahres 2018 neigt sich heiß, schwül und mit örtlichen Gewittern, dem Ende zu. Da hat es doch heute Mittag bei uns einige Minuten ein wenig geregnet. So, wie es der geschasste Ober - Wetterfrosch Jörg K. in seiner Online - Präsentation vorher gesagt hatte.
Doch wahre Abkühlung haben die wenigen Tropfen nicht gebracht. Die nächsten Tage bleiben wohl weiter heiß, die Nächte tropisch, die Europäer bleiben im Schweiß - Modus.
Jetzt befinden sich auch die Nachzügler Baden - Württemberg und Bayern in den Sommerferien. Damit ist die gesamte Nation für 10 Tage im Urlaub. Oder, ihre Bürger tun so, als seien sie es.
Diese Tatsache findet indes bei der Programmgestaltung der Öffentlich Rechtlichen auch ihre Berücksichtigung. Mit der Konsequenz, dass sich eine Wiederholung an der anderen reiht. Die ewig gleichen Fratzen mit den ewig gleichen Rollen in ewig gleichen Themen, die von dem hanebüchenen Humbug über erfolgreiche " Traumberufler " mit Herz - Schmerz - Scherz - Umfelder handeln.
Da hilft nur Eines: Abschalten!
So verziehe ich mich in schöner Regelmäßigkeit nach dem gemeinsamen Abendessen in meine PC - Bucht und versuche Hirnschmalz in meinem Blog zu verbraten. Bei der Hitze, die auch noch weit nach 21.00 Uhr in den Räumen herrscht, ist dieses Vorhaben nur bedingt umsetzbar.
Die Nachrichtenlage ist zwar nicht so dünn, wie sie noch vor vielen Jahrzehnten war, als mit dem Beginn der Sommerferien dieses, unser, gelobtes Land fast sechs Wochen im Stillstand, also im Sparmodus war, was die betrachtenswerten Ereignisse über jene temporär gewählten Schurken, Halunken und Schaumschläger angeht.
Dank der Globalisierungsauswirkungen lässt sich auch in der angeblichen " Saure Gurkenzeit " rund um die Uhr über die reißerischen Themen, wie Mord, Totschlag und Verkehrsunfälle berichten. Hinzu kommen die Ausfälle des Kaspers in den Vereinigten Staaten, die der CSU - Schwachmaten in Bayern zu der angeblich verfehlten Ausländer - Integrations- - und Asylpolitik und die zunehmenden Katastrophen rund um Natur und Mensch.
Jenseits dieser Alltäglichkeiten gibt es aber auch heitere, lustige und nicht ernste Themen.
Bei der Vorbereitung des Abendbrots hörte ich just die üblichen Tagesnachrichten bei MDR aktuell und NDR info, wobei ich dann, um irgendwelche Wiederholungen zu vermeiden, von einem zum anderen Sender wechselte. Ich wollte mir die Vorfreude auf meinen Favoriten " krautrock - world.com " nicht schon während der frühen Abendstunden nehmen.
Diesen Sender stelle ich nur als Untermalung während meiner Sitzungen am PC an. Im Digitalen Radio gibt es dieses Programm eh nicht. Und auch die Internetkanäle bei der Telekom geben diesen Sender nicht Er bedient nämlich den Musikgeschmack einer Minorität innerhalb einer Minderheit.
Ob es sich dabei ausschließlich um die Reste der 1970er, die Eisgrauen, die inzwischen Runzeligen, die längst Dickbäuchigen oder sonstwie Übriggebliebenen handeln könnte, vermag ich nicht zu sagen.
Mir gefällt dieses Musikpotpourri aus wabernden Syntheziserklängen, wummernden Bässen und ellenlangen Gitarrensoli immer noch.
So saß ich denn am PC und las noch kurz die üblichen Bunt - Blöd - Banalmeldungen quer, regte mich innerlich über diesen Dreck auf und hörte dabei Krautrock.
Da waren Nonsensmeldungen zu und über irgendwelche B bis Z - Promis und angebliche " Horrorgeschichten " von oder über diverse Unglücksfälle und - natürlich - durfte das A..gesicht aus den USA nicht fehlen.
Dieses hieß vor zirka 16 Jahren George W. Bush. Und so in etwa diesem Zeitraum geht eine zufällige Begegnung mit der Unterart " einfach gestrickte Mandantin " zurück.
Diese hieß Claudia S., war damals so um die Ende 20, ohne Berufsabschluss und in Weimar / Thüringen geboren.
S. hatte in den Irrungen - und Wirrungen der Nachwendejahren einen rumänischen Staatsangehörigen gegen Geld geheiratet. Das hieß ehemals Scheinehe und dürfte auch heute noch sehr aktuell sein. S. blieb aus dieser - dann nur sehr kurzen Ehe - glücklicherweise kinderlos.
Zum Ende der chaotischen 90er Jahre spülte die längst erfolgte Trennung der S. von ihrem rumänischen Gatten, diese nach Bremen. Dort versuchte S. sich mit Gelegenheitsjobs. S. nahm dabei eine Arbeitsstelle bei einem der vielen betrügerische agierenden " Kaffeefahrten " - Anbietern an. S. verdiente dabei als so genannte Assistentin des als " Sprecher " bezeichneten Betrugsvollziehenden nicht schlecht. Sie gab die minderwertigen Artikel zu exorbitanten Preisen an Rentner, Nur - Hausfrauen und andere Opfer aus. Dabei erhielt sie ein Honorar, das - selbstverständlich - nicht versteuert werden sollte.
Brutto für Netto, eben. Damit konnte S. gut leben. Sie leistete sich eine passable Neubauwohnung in der Bremer Neustadt, in der Nähe der Weser, und konnte sich auch eine adrette Einrichtung kaufen.
Eines Tages erschien S. in der Boutique einer Mandantin. Ich erhielt im Verlaufe des dort geführten Gesprächs mit S. ein Mandat zur Durchführung des von S. angestrebten Scheidungsverfahrens. Der getrennt lebende Mann hatte sich längst eie neue Partnerin gesucht, mit der er in Dresden - Gompitz wohnte und lebte. Die Ehe war demnach zerrüttet und konnte geschieden werden.
S. , deren Eltern auch nach der Wende in Weimar lebten, hatte kaum Kontakt zu diesen. Deshalb wussten sie auch nicht, dass S. inzwischen geheiratet hatte. Erst bei einem zufälligen Besuch der Eltern bei S. in Bremen erfuhren sie von der Ehe und der Ehescheidung. S. erstritt sich über mich einen Prozesskostenvorschuss, weil ihr Noch - Ehemann als Selbständiger bis zu 20.000 DM von den dummen Rentnern und anderen Betrogenen ergaunern konnte, dieser die von S. behaupteten Einnahmen nicht bestritt und deshalb mehr als 2.000 DM auf mein Kanzleikonto überweisen musste.
Die Ehescheidung ging ansonsten geräuschlos von der Bühne der treu - doofen Justitia. Doch diese bekam wenig später erneut Arbeit von S. Diese hatte irgendwann in der Mitte der 1990er einem türkischen Freund 10.000 DM gegeben, dafür ein Schuldanerkenntnis bekommen und die Kohle nicht zurück gezahlt. Ich wurde beauftragt, die Penunsen wieder einzutreiben. Ich wählte zunächst die kostengünstigere Variante und jagte einen Mahnbescheid gegen den Schuldner über das Amtsgericht Bremen los. Dieser legte Widerspruch ein.
Ich begründete daraufhin die Klage, beantragte sogleich PKH für Frau S. und erhielt irgendwann ein Versäumnisurteil vom Landgericht Bremen.
Ich ließ aus dem dann rechtskräftigen Titel vollstrecken und zog, wenn auch in Kleckerbeträgen, die gesamte Summe nebst Zinsen und Kosten bei dem Schuldner ein.
S., die wieder arbeitslos war, nachdem ihr Brötchengeber wegen der gewerbsmäßigen Betrügereien in U-Haft einflog, war mir dankbar. Sie konnte die Knete in jener Zeit gut gebrauchen.
S. lud mich aus lauter Dankbarkeit einige Monate später zu einem Essen beim Mexikaner ein. Da S. keinen Führerschein besaß, holte ich sie zu dem vereinbarten Termin von ihrer Wohnung ab. Auf dem Weg zu dem Restaurant ließ ich über mein Kassettenabspielgerät jene Tapes von LPS und CDs erklingen, die ich irgendwann aus meinem Archiv aufgenommen hatte. Claudia S. schien reichlich irritiert zu sein. Sie glotzte mich mit geweiteten Augen und und stellte mir dann die banale Frage:
" Was hörst´n da´n für Musik? "
Ich war sauer, denn, auf meinen Musikgeschmack lasse ich nichts kommen. Da bin ich Dogmatiker. Nun, zu jener Zeit klangen die Pop - Scheiß - Jahre so langsam aus. Jene Ära also, innerhalb derer die Bands aus den wilden 1960er bis 1970er Jahren noch mit gigantischen Live - Acts noch mal so richtigen Asche machen durften, aber der Einheitsschrott aus den hoch technisierten Studios mit talentfreien Interpreten ihren Schrott in die Hitparaden und Verkaufsmärkte brachte.
Und just auf diesen Müll stand die Mandantin. Nun,gut, das Essen beim Mexikaner war sehr gut.
Einige Tage später rechnete ich das PKH - Mandat mit der Geschäftsstelle des Landgerichts Bremen ab.
Als ich Jahre später die Hansestadt verließ, hörte ich von einem anderen Mandanten, dass Claudia S, inzwischen erneut geheiratet habe und Mutter geworden sei. Der zweite Mann arbeitet bei der Post. Es war auch besser so. Die aus der DDR einst Herübergespülte brauchte kalre Strukturen, um ihr eigenes Leben meistern zu können.
Musikgeschmack hin, eigener Intellekt her. Am Ende hat beides doch miteinander zu tun und schließt sich eben nicht aus.
" Cinderella " - " Dear Mr. Fantasy " - Live - 1970:
Kommentare