Ein Sommerloch namens Mesut Özel



Die Ferien sind im vollen Gange. Ein Teil der Urlaubs - und reisefähigen Teutonen dürfen nach ihrer Rückkehr aus dem In - und Ausland wieder den Beruf ausüben, der ihnen die Moneten erbringt, um das begrenzte Dasein ein wenig annehmlicher  zu gestalten. Während sich die Straßen, Supermärkte und andere Massenversammlungsorte langsam füllen, bleiben die Fußballtempel der 1. und 2. Liga hier zu Lande noch leer. Allenfalls die technischen Mitarbeiter hauchen den verwaisten Arenen in den Städten ein wenig Leben ein.

Dieses findet indes außerhalb der Kampfplätze statt. In diesem, unserem, Lande, heißt das nunmehr: Aufarbeiten der WM - Schmach 2018 in Russland. Zunächst geschah jene erforderliche Aktion, eher halbherzig, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit nur bedingtem Einsatz der omnipräsenten Medien. Denn nach dem blamablen Abflug der DFB - Kicker hieß es ja auch weiterhin, dass von der WM berichtetet werden muss, weil der Weltmeister längst noch nicht fest stand.

Die Standfußballer aus " ....schland " indes, verzogen sich in den wohl verdienten Urlaub und sandten zunächst keine Meldungen in die große weite Welt der Neugierigen und Desinformierten ab.
Die Ruhe vor dem Sturm war aber dennoch trügerisch und das Gemisch, dass sich durch die desolate Vorstellung der Millionarios im Nationaldress aufgestaut hatte, drohte alsbald zu explodieren.

Gestern war es soweit. Der 29jährige, bei dem englischen Fußballklub FC Arsenal London unter Vertrag stehende Berufsfußballer Mesut Özil ließ eine knackige Generalabrechnung mit dem DFB, der Nationalmannschaft und dem Umfeld daraus, in englischer Sprache twittern.

Mister Mesut beklagte sich über den miesen Umgang mit ihm innerhalb und außerhalb des DFB - Umfeldes. Von Rassismus, Diskriminierung und einseitigen Schuldzuweisungen war da die Rede. Nein, er wolle nicht länger in der deutschen Auswahl spielen und trete deshalb mit sofortiger Wirkung als Mitglied der Fußballnationalmannschaft aus.

Hoho, dat war starker Tobak!

Grindel, der DFB - Präsident, ein verkappter Rassist? Die Anhänger des Nationalmannschaft- zumindest zum Teil - ebenso? Die Medien als Sprachrohr der öffentlichen Meinung, an Voreingenommenheit nicht zu überbeiten?

Ist das alles nur eine Fata Morgana in der Wüste Gobi? Oder steckt dort tatsächlich ein gerüttelt Maß an gesellschaftlicher Realität dahinter? Ist Mesut Özil eventuell nur eine Mimose aus dem Dunstkreis der täglich gepamperten Fußball - Mehrfachmillionäre?

Fakt dürfte sein, dass die wichtigste Nebensache der Welt auch hier zum Kriegsschauplatz der gesellschaftlichen Gruppen degradiert wird.In den Sozialen Medien, die sehr oft nur ein Zerrbild des Ist - Zustandes wiederzugeben scheinen, wurde - es war nicht anders zu erwarten - gegen Mesut Özil gehetzt, gepöbelt und beleidigt. Die gesamte Bandbreite an Gossenvokabular musste dabei herhalten.

Jenseits der Verächtlichmachungen sollte sich der Fußballer Özil natürlich auch fragen lassen, ob er nicht selbst dazu beigetragen hat? Das leidige, aber längst ausgelutschte Thema, des Foto - Shooting mit dem Despoten Erdogan ( diese Aktion war nicht nur unklug, sie war dumm ), war längst noch nicht aus den Bierschädeln des nationalistisch - patriotischen Fußballfrontler und ihrer brauen Mitläufer, als das Aus in Russland kam.

Natürlich bringt es die Einfachgestrickten aus dem "...schland " - Lagern auf den Plan, wenn ihr heiß geliebtes Kind, dass ja eigentlich mehr als 4 Wochen das am Boden liegende, eigene Selbstvertrauen aufpäppeln sollte, so schmachvoll vom Kampfplatz Fußballfeld gejagt wird. Da wird sofort nach einem Schuldigen gesucht. Und der war mit Özil und seinem laufarmen Spiel in sämtlich drei Begenungen sehr rasch gefunden. Sein Blutsbruder Ilkay Gündogan war da etwas geschickter, er versteckte sich hinter dem unwilligen Team und wurde deshalb nur ein Mal aufgestellt.

Özil indes musste als Liebling des Bundes - Jogi alle drei Mal ran, versagte und war sofort am Pranger der nationalistischen DFB - Anhängerschaft. Nicht die Auswahl hat verloren, eben keinen Titel verteidigt und überstand die Vorrunde nicht, sondern der Deutsch - Türke oder türkisch - stämmige Deutsche Mesut Özil war der alleinige Verlierer.

Deshalb wurde sofort eine wilde Diskussion unter den einstigen Berufskollegen vom Zaun gebrochen. Grobmotoriker a´la´Hoeneß, Profilierungsneurotiker a´la´Basler und Medienclowns a´la´Matthäus meldeten sich neben anderen Geistesgrößes a´la´Rummenigge, Beckenbauer und den vielen Sportjournalisten, Politikern und selbst ernannten Promis der Kategorie B bis D zu Wort.

Sicherlich: Es wird und wurde dazu kontrovers diskutiert. Abgesehen von solchen rhetorischen Ausfällen aus dem Bereich des Straßen - und Gossenjargons, wie sie der vorbestrafte Steuerkünstler " Uli " Hoeneß zum Besten gegeben hat, blieb der öffentliche, der mediale Diskurs eher auf dem Boden der Realität. Ganz anders in den Sozialen Medien, wo der Pöbel, das faschistoide Gesocks seinen Frust über das eigene - all zu oft verkorkste - Leben freien Lauf geben kann. 

Özil hat sich über solche Boshaftigkeiten, Rüpeleien und strafbare Handlungen, nunmehr beklagt.Der Fußballprofi hat 23,1 Millionen ( ! ) Follower bei Twitter ( https://twitter.com/mesutozil1088 ), da kommt es eben nicht selten vor, dass der Umgangston - auch wenn dieses nie akzeptabel ist - sehr rau wird.

Doch jenseits der Kritik an seinen - mutmaßlich nicht selbst verfassten - Tweets, bleibt festzuhalten, dass die damit innitiierte Diskussion längst aus dem Ruder gelaufen ist. Die Öffentlichkeit beschäftigt sich nicht nur mit der " Abrechnung " des FC Arsenal - Spielers, sondern auch mit den medial aufgebauschten und hoch gejazzten Kommentaren aus Politik, Gesellschaft und Sport.

Und damit beginnt das Sommertheater. Weil ja immer noch Ferien sind, werden die interessanten Meldungen, die Ereignisse aus den Bereichen von Sport, Politik und Gesellschaft eher überschaubar. Da kommt so eine eher alltägliche Nachricht gerade zur rechten Zeit.Der Fußballer hätte deshalb seinen Schritt besser zu einem anderen Zeitpunkt verkünden lassen. Des weiteren muss daran gezweifelt werden, dass er die richtigen Bearter und Mitarbeiter hat. Wer sich über den respektlosen Umgang der Gesellschaft, seiner betreffenden Institutionen mokiert, kann dieses auch in der ihm angelernten Sprache erldigen. Die wäre in diesem Fall deutsch. Das wirkt weniger arrogant und lässt ggfs. vorliegende Übersetzungsfehler vermeiden.

Schlussendlich bleibt zu konstatieren, dass mit dem 29jährigen Fußballer sich ein Spieler aus dem Kreis der Nationalmannschaft, der seinen Leistungszenit längst erreicht hat und seine Schäflein im Trockenen währen darf. Das bringt nicht nur Neider, sondern auch viele Hasser auf den Plan. Mesut hätte sich das ersparen können, wäre er in einem Telefonat mit dem Bundestrainer auf die von ihm angerissenen Probleme eingegangen und hätte diesem dann seine Entscheidung dazu mitgeteilt. Es gibt diesen niederträchtigen Hass, die Verachtung gegenüber Andersdenkenden und vor allem Fremden über all auf diesem Planten. Nicht nur in den Fußballstadien, der Anhängerschaft und unter den Spielern selbst.

Doch mit der Causa Özil ist leider nur ein mediales Sommerloch gefüllt worden. Es verbelibt damit eher viel heiße Luft, die alsbald verfliegt, so, wie der Name Mesut Özil in einigen Jahren nicht mehr in der medialen Öffentlichkeit auftauchen wird.



Inga und " Frumpy " - " Life Without Pain " - " All Will Be Changed " - 1970:



  

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