Nähmaschinen
So langsam wird es Zeit, sich von den aufbewahrten Gegenständen, die - schön säuberlich vom Keller bis zum Dachboden verteilt - im Haus ihr nutzloses Dasein fristen, zu trennen. Übermorgen hat sich bereits erneut ein freischaffender Altwarenhändler angekündigt. Eine prima Gelegenheit, die ausrangierten Teile zusammen zu suchen und an den Sammler zu übergeben.
Dazu zählen zwei der drei Haushaltsnähmaschinen. Die beiden Dachboden - Geräte knöpfte ich mir heute Vormittag vor. Im Schweiße meines Angesichts schraubte ich an ihnen herum. Ich demontierte dabei nahezu sämtliche Metallelemente. Die aus Holz bestehenden Unterteile werden in der übernächsten Woche dem Sperrmüll überlassen.
Die älter Nähmaschine, ein " Singer " - Fabrikat, besitzt noch ein Tretantrieb. Deshalb war es zunächst etwas komplizierter, die aus Schmiedeeisen geformten Elemente zu demontieren. Aber, ich habe es irgendwie dann doch geschafft. Die Nähmaschine hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und stammt ursprünglich aus Berlin. Da es für diese antiken Nähmaschinen nichts mehr gibt und sich heutzutage kaum ein Interessent findet, die zu übernehmen, wird sie nun entsorgt.
https://www.ebay.de/itm/Antike-Nahmaschine-Frisch-Auf-mit-Abdeckung-und-Zubehor/232738240143?_trkparms=aid%3D222007%26algo%3DSIM.MBE%26ao%3D2%26asc%3D43785%26meid%3D9993310fe2324b33810cae9572aae974%26pid%3D100623%26rk%3D4%26rkt%3D6%26sd%3D123178064160%26itm%3D232738240143&_trksid=p2047675.c100623.m-1
" Singer ", dass war auch in den Nachkriegsjahren die Nummer Eins der Nähmaschinenhersteller.
Das Werk des US - amerikanischen Konzerns befand sich bis 1992 in Wittenberge und wurde von der Deutsche Treuhand liquidiert ( https://de.wikipedia.org/wiki/Singer_(Unternehmen) ).
Damit ging zwar auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte vorbei, aber " Singer " lebt millionenfach weiter.
Das gilt auch für das zweite Opfer meiner grausamen Demotagetätigkeiten. Es ist eine " Veritas ", die ebenfalls in dem Nähmaschinenwerk Wittenberge gefertigt wurde.Die Markenrechte gingen von 1955 an von dem einstigen Dresdner Herstelleungswerk auf das Kombinat in Wittenberge über.Die durchaus erfolgreiche Produktion der hier herkommenden Maschinen wurde ebenfalls am 31. Januar 1992 durch die Treuhand beendet.
https://veritas-sewing.com/ueber-veritas/markengeschichte/
Doch die " Legende " lebt seit 2016 weiter. Die zuverlässigen Nähmaschinen, die weltweit über 7, 5 Millionen Mal verkauft werden konnten, werden seit 2 Jahren wieder auf dem Markt angeboten.
Das Design hat sich, wie die Technik der beinahe nur von Mädchen und Damen bedienten, einst technischen Wunderwerke, auch, gewaltig geändert. Die heutigen Alleskönner haben längst eine Plastegehäuse erhalten und sind zudem nicht mehr so klobig und schwer.
Und weil irgendwo im Nirgendwo dieses Planten auch weiterhin eine " Veritas " bei Tag und Nacht rattert, ist unsere " Veritas " aus den 1960er Jahren keineswegs eine Rarität. Sie starb deshlab unter meinem schwitzenden Körper und mittels neuwertigen Werkzeug.
Die dritte Maschine steht im Keller. Sie dürfte noch etas älter als die " Singer " sein. Einen Hersteller konnte ich bislang nicht auswendig machen. Das Holzchassis ist vollkommen zugestaubt und auf dem Oberteil steht zudem ein Holzkasten. Ob auch sie den Entsorgungstod erleiden wird, steht noch nicht fest. Vielleicht erbarmt sich unser Nachbar ihrer, denn der kann mit Vintage mehr anfangen als wird.
Jedes hat seine Zeit? Oder, um es mit dem angeblich ältesten Buch der Welt zu sagen:
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Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde...
: Ab Montagvormittag werden die beiden Nähmaschinen ihren wohl letzten Weg antreten. Viellicht in Richtung Polen, Rumänien oder Bulgarien; zu ihren Brüdern und Schwestern, die dort mit den Händen der Frauen, unter anderem jene Bekleidung herstellen, die spottbillig in den vielen Märkten und Boutiquen angeboten werden.
Dazu: " Turisas " - " Cursed Be Iron " - " Varangian Way Year " - 2007:
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