Erkältung eingefangen!



Seit Mittwochabend schniefe und schnaube ich ein " Tempo " - Taschentuch nach dem anderen voll. Während unseres Geburtstagsfeierbesuchs bei der ältesten Enkeltochter im nahe gelegenen Oberschleißheim müssen wir uns von unserer Tochter einen Virus eingefangen haben, der seit einigen Wochen überall und nirgends grassiert. Weil sich Erkältungs - oder Grippeviren in der kalten Jahreszeit nach dem Dominoeffekt verbreiten, war sofort klar, dass ich mich auch angesteckt hatte.

So quäle ich mich von morgens bis abends mit mindestens einem Päckchen Papiertaschentücher durch das Haus, trinke dazwischen mindestens ein Glas heiße Zitrone und pfeife mir zwei Mal eine " Ibuprofen " - Verschnitt mit reichlich Mineralwasser rein.

Diese Rosskur hilft zurzeit nur mäßig. Doch zu irgendeiner der drei im Ort auf Umsatz lauernden Apotheken möchte ich nicht gehen. Hier gibt es zwar rezeptfreie, aber vollkommen überteuerte gegen Erkältungskrankheiten helfende Präparate, doch solche Chemiecocktails sind nicht immer der große Bringer. Je mehr Medikamente im Körper verarbeitet werden, desto höher wird irgendwann die Abhängigkeit von diesen Stoffen. Zudem steht ja auch fest, dass viele Viren durchaus eine Resistenz gegen Antistoffe aufbauen können. 

Also: Ich traue diesem Tinnef, der mittels jener verblödenden Reklame uns aufoktroyiert werden soll, nicht über den Weg. Solche dadurch viel zu teuren Präparate helfen nur der Pharmaindustrie weiter, dem Kunden eher nicht. Das war vor vielen Jahren nicht anders. Nur mit dem Unterschied, dass unsere Eltern oder Großeltern solche Medikamente nicht kaufen konnten, weil es im Ort nur eine Apotheke gab, die dann nur eine stark begrenzte Auswahl vorrätig hatte, aber insbesondere deshalb nicht, weil sie kein Geld für Arzneien hatten.

So wurden stattdessen alte Hausmittel zubereitet. Bei einer Erkältung waren das Zwiebelsaft,  Runkelsaft mit braunem Kandiszucker und auch heißer Zitronensaft mit oder ohne Zucker. Nicht selten holten wir uns beim Spielen draußen einen allseits beliebten " Keuchhusten " ab. Dann wurden zusätzlich Handtücher mit heißem Fett auf den Brustbereich gelegt oder es stand eine emaillierte Waschschale mit heißem Wasser auf den Küchentisch, in der dann einige Tropfen Eukalyptusöl hinein geträufelt wurden. Wir legten uns dann ein älteres Handtuch um den Kopf und steckten diesen dann in die Waschschüssel hinein. Der heiße Dampf zog sofort in die Nase, die nach mehreren Aktionen bald wieder frei war.

Das gesamte, zum Einsatz gekommene Repertoire an Hausmitteln half, wenn auch nur sehr langsam. So überraschend, wie die Erkältung oder der schlimmere " Keuchhusten " kommen war, so ungefragt verschwand er auch wieder - bis zum folgenden Herbst und Winter.

Unsere Eltern und Großeltern opferten dabei nicht gerade wenig Zeit, die Großeltern dabei wesentlich mehr, für die Pflege der drei kranken Kinder; denn wenn einer von uns ein Virus eingefangen hatte, bekamen die anderen beiden diesen garantiert auch. Das lag nicht nur daran, dass wir zu dritt in zwei Betten in einem 14 m² großem Zimmer schlafen mussten. Wie schon gesagt, Geld hatten unsere Großeltern und auch die - gefühlt - 12 bis 14 Stunden malochenden Eltern keines, dafür aber die helfende Einstellung und die elterliche Verantwortung. Heutzutage ist es häufig umgedreht.

So begleiteten mich Erkältungen nahezu in jedem Jahr und quälten mich mehr oder weniger lange, ehe sie beinahe über Nacht und im Tiefschlaf wieder entschwanden. Manchmal kehrten sie aber flugs zurück, weil ich nicht vorsichtig genug war und den immer noch geschwächten Körper in den kalten Tagen, später dann bei offenen Autofenster, wieder dem Wetter aussetzte. Das mochte er überhaupt nicht und zahlte mir diese Unachtsamkeit mit Schnupfen, Husten, Fieber und ähnlichen Begleiterscheinungen zurück.

So, wie jetzt und dieses seit mehr als einer Woche. Seit jenem Tag, an dem ich mir diese Erkältung einfing, jenen Virus, der, so, wie es die Nachrichtenindustrie kolportiert, bei zirka 9,5 Millionen erkrankten Bürgern sein Unwesen treibt.

 

CAMERA  -  Lynch  -  Radiate  -  2017:



    

    


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