Weihnachtsofferten


Die Zeit vergeht. Heute dürfen wir den letzten Tag im November 2022 genießen. Das uns der Monat von seiner grauen, trüben, regnerischen Seite ein wenig auf unser Gemüt gegangen ist, lasse ich jetzt mal beiseite. Weil er nun zu Ende geht, zähle ich nunmehr die Tage bis Weihnachten umso lieber, denn damit steht auch fest, dass dieses Seuchenjahr 2022 alsbald der Vergangenheit angehört.

Ja, das Jahr 2022, es war ereignisreich und dieses nicht nur wegen des Ukraine - Krieges. Nachdem sich die Medien - Meute an dem Putin´schen Dauerverbrechen ordentlich abarbeiten durften, widmen sie sich weiteren Themen, ohne aber die Ukraine außer Acht zu lassen. Schließlich geht es dort um staatlich legitimierten Mord, um Zerstörung und andere Untaten, zu denen der homo sapiens jederzeit in der Lage ist, wenn ihm dazu die Gelegenheit gegeben wird.

Nun aber sollen wir den Schalter irgendwie umdrehen und uns auf Weihnachten freuen, das uns in 24 Tagen beglücken könnte. Das Fest der Liebe ( so die christliche Definition ), der Geschenke ( das dürfte die Lesart in den wohlhabenden, christlich geprägten Länder sein ) und der Familienstreitigkeiten ( die werden nicht selten an den Weihnachtsfeiertagen ausgetragen, wenn die Lieben aufeinander hocken und dabei deftig essen, viel Alkohol trinken und dumme Sprüche kloppen ).

Davor aber gibt es die Adventszeit, die bekanntlich sich nicht nur auf vier Sonntage erstreckt, sondern bereits mit dem ersten Adventssonntag Ende November beginnt. So geht der Verkauf von Waren zum Weihnachtsfest denn just mit dem so genannten " Black Friday " los und erstreckt sich bis zum 24. 12. 2022, der - wenig arbeitnehmerfreundlich - auf einen Samstag fällt. Das tut dem Reklame - Bombardement keinen Abbruch. Das prasselt auf den einzelnen Bürger ununterbrochen seit jenem " Black Friday " herab. Von " Schnäppchen " über " Sensationsangebot " bis " Preis - Kracher " wird das gesamte Repertoire an Superlativen aus dem Hut geholt und dem Rezipienten dieser Werbebotschaften um die Ohren und Augen geschlagen.

Tja, die Zeiten sind nicht so rosig, als dass der Handel auf jene Art von " Produktinformation " verzichten könnte. Die Gesamtumsätze sind rückläufig, die Preise durch die Decke geschossen und dazu hat der potentielle Kunde den Knüppel in Gestalt der angeblichen Energiekrise auf das Haupt gezogen bekommen. 

Einfacher gesagt. Die Kohle, die Knete, die Patte, der Euro sitzen nicht mehr so locker, auch wenn im Rahmen einer Umfrage zirka 50 % der Befragten angegeben haben sollen, dass sie genauso viel für Weihnachtsgeschenke wie in 2021 ausgeben werden. Auch wenn solche veröffentlichten Ergebnisse mit besonderer Vorsicht zu genießen sind, denn sie dürften eher verfälschend den wahren Zustand des Konsumenten vor dem großen Fest des Geldausgebens darstellen, könnte es trotzt dem bedeuten, dass auf immer noch auf sehr hohen Niveau herum gejammert wird.

Weshalb sich damit auch das gesamte medial aufgebauschte Gelaber um irgendwelche Krisen gerade in den Vorweihnachtswochen eher als Farce darstellt. Entgegen der  in die Öffentlichkeit hinein gesetzten Behauptungen vom prognostizierten " negativen Wachstum " für 2023, einer Rezession oder  einer allgemeinen " Zeitenwende ", sieht die Realität in und um die vielen Geschäfte etwas anders aus.

 Wer die enorme Anzahl von täglichen Offerten zu Grunde nimmt, um sich ein Bild zu dem Allgemeinzustand des Patienten Nationalökonomie Deutschland zu machen, bekommt nämlich einen etwas anderen Eindruck. Von einer Krise, einer Rezession, von einer " Zeitenwende " ist hier nichts zu sehen. Massenhaft überbietet sich der Handel mit Rabatt - Angeboten zum aus den USA importierten " Black Friday " und auch die Weihnachtsangebote sehen so ähnlich aus. Die Reklameindustrie erfindet dazu neue Wortschöpfungen, wie beispielsweise " Wintervorverkauf ", " Vorweihnachtsangebotswoche " oder einfach " Rabattwoche ". Es dröhnt aus den Lautsprecher der Geschäfte, fliegt im Stakkato artigen Sing - Sang dem Hörer eines der viel zu vielen Privat - Radiostation in den Gehörgang oder plärrt als Untermalung eines der stumpfsinnigen Werbespots aus den High Tech - Boxen der dem UHD - TV - Gerät angeschlossenen Stereo - Anlage.

" Sale - Sales - Sale! "

Auch wenn es die einst streng reglementierten Einrichtungen des Sommer - und Winterschlussverkaufs nicht mehr in jenen traditionellen Formen gibt, muss der Konsument nicht befürchten, dass er für seine kommerziellen Träume von Weihnachtsgeschenken , die einen Wert, mit mehr als 300 Euro erreichen dürften, einem üppigen Weihnachtsschmaus nebst Saufgelagen unter oder neben dem hoch gezüchteten, jedoch teurer gewordenen Plantagen -  Tannenbaum in 2022 verzichten muss.

 Dafür sorgen unter anderen, auch diese Super - Sonder - ( Vor ) weihnachtsofferten:

-  " Melitta Auslese Klassisch ",  500 Gramm, statt 6, 49 € nur 4,49 € = wir sparen satte 30 %;

- " Kerry Gold Original Irische Butter " in verschiedenen Sorten, 250 Gramm - Packung, statt 3,49 ( im Sommer der Krise sogar 4,59 €, worauf der Name " Goldbutter " gebildet wurde ) nur 2,25 = wir sparen sogar 35 % ;

- " Lindt Weihnachtsmann ", 70 Gramm, statt 2,49 € je Stück, beim Kauf von drei Artikeln insgesamt nur 4,98 € = wir sparen hier 33,333... %

In den Innenseiten des Werbeprospekts finden sich weiter " Preisknaller ", die beinahe zur Hälfte des regulären Verkaufspreises offeriert werden.

Selbst " Milka " lässt den berühmten " lila Weihnachtsmann " mit einem Preisnachlass von pauschal 25 %  auf sämtliche noch vorhandene Artikel in den stählernen Einkaufswagen sausen.

Boah, ey, so billig kann Weihnachten 2022 sein!

Man(n) muss nur genügend Kohle auf dem Konto oder im Portemonnaie haben, sonst bringen die solche Rabattschlachten nix. 

Zuvor aber sollte sich jeder Kunde, der diesem Unsinn auf dem Leim geht, über noch weitere Einschränkungen im Klaren sein:

Die Artikel werden zuvor größtenteils mit reduziertem Gewicht angeboten. Will heißen: Weniger Masse für sodann auch noch weniger Klasse ( Lindt Weihnachtsmann ), Abkehr von den einst gesetzten Mondpreisen ( " Kerry Gold Irische Butter " ) oder sogar beides. Und, dieses kommt verschärfend hinzu. Wer kein Platz in der Temperatur reduzierten Wohnung hat, wird wohl kaum auf " Weihnachtsbevorratung " eingehen können. Außerdem ist eine Vielzahl der Waren nicht bis zum frohen Geschenkfest haltbar. Wer möchte schon einen Weihnachtsmann aus angelaufener Schokolade den Herzallerliebsten unter den Klon - Weihnachtsbaum legen, zum Frühstück / Brunch angeranzte " Original Irische Butter " essen oder " Spanische Orangen " auf dem Weihnachtsteller mit fauligen Druckstellen wieder finden?

So relativiert sich denn der ganze Reklame - Rummle immer wieder. Doch der Lebensmittelhandel in Gestalt der einheitlichen Supermarktketten ist sichtlich bemüht, uns die Moneten aus dem Kreuz zu leiern, um die eigene, längst verhagelte Jahresbilanz, die von massivem Umsatzschwund gekennzeichnet sein dürfte, ein wenig vorweihnachtlich, glänzender aufzupolieren.

Na, denn: Auf in den Kampf um Kunden, Kohle, Kokolores in Gestalt der Weihnachtsofferte!

     


JONA LEWIE  -  Stop The Cavalry  -  On The Other Hand There´s A Fist  -  1978:

                       





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