Im Nachbarhaus brennt schon Licht


Morgen ist es so weit. Das Weihnachtsfest steht uns bevor. Friede, Freude, Feinschmecker - Menüs überall? Nicht ganz, denn in nicht wenigen Küchen dürften profane Abendmahlzeiten zubereitet werden: zum Beispiel Kartoffelsalat mit Bockwurst. Ein alt bewährtes, nicht immer sehr schmackhaftes Standardgericht der armen und ärmeren Leute. Von denen wird es - nicht nur - durch und wegen der so genannten Gas- Krise auch im kommenden Jahr immer mehr geben. Wer kann Rechnungen von mehr als 4.000 Euro pro Jahr ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen? Nicht alle. Eben!

Und so wunderte es mich nicht, dass am heutigen Donnerstag im Nachbarhaus bereits kurz nach 5.00 Uhr morgens das Licht herüber schien. Nein, es war die die junge Dame, die erst vor einigen Monaten das Abitur an irgendeinem halb privaten Gymnasium in München abgelegt hat und als Anerkennung dessen von de Großmutter ein schon etwas betagtes, aber durchaus sportlich akzentuiertes Cabriolet von BMW ( von wem sonst? ) geschenkt bekam. Die Schüssel steht seit Monaten jetzt draußen und gammelt so vor sich hin. Solche Schenk - und Zuwendungsaktionen nutzen indes nur einer Partei, der Automobilindustrie. Wenn ein Gebrauchtfahrzeug verkauft oder in Zahlung gegeben wird, wurde zumeist stattdessen ein Neufahrzeug erworben. Was dann den Umsatz der herstellenden Automobilkonzerne erhöht. Ein ewig währender Kreislauf?

Immerhin hat sich die junge Dame nicht zu einer Jahr als au pair in Neuseeland, Australien oder den USA entschlossen. Das sind ja in ihrem Alter bislang die Wünsche der jungen Damen nach dem Abitur gewesen, um sich von dem Stress davor ein wenig zu erholen. Die Nachbarin aber fährt dann und wann mit ihrem BMW Cabriolet nach München zur Arbeit. Sie verdingt sich dort, wo ihre Mutter auch die Brötchen verdienen muss: in einem Callcenter.

Dieses funktioniert in einem Schichtsystem. Das hieß, dass ab 5.00 Uhr morgens die Lichter in dem Haus gegenüber angehen und zunächst die Mutter sich auf dem Weg zu ihrem Job macht. Diese wohnt zusammen mit der frisch gebackenen Abiturientin, ihrer Lebensgefährten und der eigenen Mutter unter einem Dach. Ein Mehrgenerationen - Haus eben. Diese Regelung hilft allen Beteiligten Geld zu sparen, das sonst für eine Horror - Miete ausgegeben werden müsste. Im Großraum München sind Nettokaltmieten von bis zu 15 Euro und auch mehr pro Quadratmeter keine Seltenheit. Immobilien von eher durchschnittlichem Standard gehen immer noch mit mehr als einer Millionen Euro an neue Eigentümer über. Allerdings hat der Mark eine leichte Wandelung erfahren, denn es werden aktuell mehr Objekte angeboten.

Solche Wohnungen oder Immobilien werden sich die beiden Damen von gegenüber nie leisten können. Mit ihren Jobs und den dortigen Verdienst ist das nie und nimmer zu schaffen. So wohnen und leben die drei Generationen lieber unter einem Dach. Eine Konstellation, die nicht immer konfliktfrei ablaufen muss. 

Das Licht im Nachbarhaus ist mittlerweile erloschen, dafür brennt es nun an dem weinroten BMW der Mutter, die das Fahrzeug langsam, aber dafür sehr sicher von dem Parkplatz vor der Garage fährt und dann davon braust. 

Im Nachbarhaus ist es wieder dunkel geworden. 


CAN  -  She Brings The Rain  -  1967:




      

    

  

  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?