Eine Geschichte über die Gebrüder Albrecht im " Aldi " - Format?
Von, über und zu den Reichen, Schönen und Blöden dieses, unseres Planten, werden uns von den Medien tagtäglich unzählige Nachrichten vermittelt. Mehr als 90 % dieser Soße ist absolut ungenießbar. Oder, um es im Fußballjargon auszudrücken: Selbst bei 90%-igen Ballbesitz kannst du kein Spiel gewinnen, wenn du nicht ein Tor mehr als der Gegner erzielst.
Da pappte uns die Alte Tante ARD, somit das Erste, am Abend des Blauen Montags ein Doku - Drama über die Gebrüder Albrecht auf die Glupschen und erinnerte damit an jene Nachkriegsjahre, in denen das leibliche Wohlergehen auf die Einnahme von Kartoffeln mit sich selbst, Griesbrei oder Holundersuppe reduziert war. Wer Selbstanbauer war, konnte - jahreszeitlich bedingt - auch Steckrüben, Wirsing und Kohlrabi vertun. Der Vorteil jener, durchaus appetitlichen Gerichte, war, dass sie allesamt eher kalorienarm sind und damit die heutzutage grassierende Adipositas bei Kindern eher selten war.
In jener Zeit also begann der rasante Aufstieg der Gebrüder Theo und Karl Albrecht aus Essen.
Über die späteren Milliardäre ist viel berichtet worden. Allerdings nicht aus dem jeweiligen Privatumfeld. Mit einer Ausnahme, nämlich von der Entführung des
jüngeren Bruders, Theo Albrecht zu Beginn der 1970er Jahre.
Um dieses, für den Kaufmann Theo Albrecht einschneidende Ereignis, ranken sich dann die weiteren, retrospektivisch aufgearbeiteten Filminhalte. Sie zeigen das Leben der beiden Brüder ab 1933. Als sie beispielsweise für die Mutter, die einen kleinen Kramerladen in Essen unterhielt, bei den Kunden, die bei ihr haben anschreiben lassen, als Geldeintreiber fungieren. Es werden auch jene sehr einfachen Nachkriegsverhältnisse aufgeführt und die Umstände, die letztendlich dazu führten, dass die Albrechts zu Reichtum kamen.
Die Entführung von Theo Albrecht aber dürfte nur eine Marginale in der " Erfolgsgeschichte " der beiden gebürtigen Essener sein. Inzwischen sind alle vier hauptbeteiligten Protagonisten verstorben. Deshalb hätte diese Entführung und auch die tatsächlichen Umstände dazu etwas genauer nachgespielt werden können.
Ollendorf als damals hoch verschuldeter,Rechtsanwalt, der mit einem Ex - Häftling den ehemaligen " Aldi " - Nord - Eigentümer entführt, diesen tagelang in einen Schrank einsperrt und schließlich - für damalige Verhältnisse - eine Summe von 7 Millionen DM erpresste. Ein Teil des Lösegeldes blieb verschwunden.
Die Protagonisten einer der wohl spektakulärsten Kriminalitätsfälle der jüngsten, westdeutschen Nachkriegsgeschichten sind indes allesamt verstorben:
- Das Opfer von einst, Theo Albrecht, am 24. Juli 2010 im Alter von 88 Jahren in seiner Geburtsstadt Essen;
https://de.wikipedia.org/wiki/Theo_Albrecht
- sein Bruder, Hans Karl Albrecht folgte ihm vier Jahre später im Alter von 94 Jahren;
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Albrecht
- die beiden Entführer, die jeweils zu 8 1/2 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurden, am 7. Februar 2017 im Alter von 93 ( Ollenburg ) bzw. einige Tage zuvor Kron im 88 Jahren
https://www.ksta.de/panorama/theo-albrecht-entfuehrer-des-aldi-inhabers-sind-kuerzlich-gestorben-26158024
Was in den dokumentarischen Sequenzen des Films gut vermittelt werden konnte, nämlich, dass die Albrechts nun nicht gerade auf Rosen gebettet aufwuchsen, ihre Kindheit in dem eher beschaulichen Stadtteil Essen - Schönnebeck verbrachten, der später dann selbständig tätigem Mutter alsbald zur Hand gehen mussten und beide für " Führer, Volk und Vaterland " in den Krieg ziehen mussten, ergibt sich dabei eher am Rande. Die Nachkriegszeiten waren ebenso hart und zunächst entbehrlich. Dass die Albrechts mit ihrem knallhart durch kalkulierten Verkaufskonzept Erfolg hatten, kommt in dem Fernsehfilm schon eher zum Tragen. Gewerkschaftsmitglieder wurden zunächst nicht eingestellt; Frauen der römisch - katholischen Konfession zugehörig präferiert und die Filialen nach einem strengen Law And Order - Prinzip geführt.
Später waren sich die Albrechts nicht zu schade, nach Geschäftsschluss ab 18.00 Uhr, persönlich auf die Flachdächer der Gebäude zu steigen, um dort die Temperatur zu messen, weil sie der Auffassung waren, dass diese Gebäudeteile einen zu hohen Temperaturverlust verursachen. Dass die Personaldecke sehr knapp gehalten, die Mitarbeiterinnen zudem wenig verdienten und die Lieferanten zeitweise " geknechtet " wurden, ergibt sich von selbst.
Der ARD - Beitrag muss deshalb, für einen Zuschauer mit einem eher spärlich ausgeprägten Hintergrundwissen, wie eine Zeitreise in die Vergangenheit gewirkt haben; obwohl sich in der Zukunft vieles sogar verschlimmert hat:
https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=vbUrOstelG0
"Buried Feather " - " Regular Creep " - " Mind Of The Swarm " - 2017:
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