Sonderausgabe



Das Leben ist immer noch voller Überraschungen. Wenn ein bereits Eisgrauer meint, er habe schon beinahe alles erlebt, so irrt er.

Da schaute ich doch heute Nachmittag - so eher routinemäßig - in unseren Briefkasten und fischte neben einem Standardbrief des " toom " - Baumarktes, in dem uns eine Rabattsumme von nahezu 33, 50 € offeriert wird, ein " SPIEGEL " - Exemplar heraus. Wie jetzt? Warum am Dienstag? Geht morgen, also am Mittwoch, vielleicht die Welt unter?

Ich sah auf das eher bonbonfarbend gehaltene Titelblatt und assoziierte mit dem darin eingeflochtenen Lila,  jene Farbe, die einst die Radikal - und Feministinnen an der Uni Bremen als Erkennung nutzten, wenn sie ihre Pamphlets auf dem Campus verteilten.

Ich sah mir das Heft sofort und dabei etwas genauer an. " DER SPIEGEL " trägt die Nummer 41a, kostet - seit längerem - bereits 5, 10 € pro Heft ( im Abo werden " nur " 4,80 € verlangt ) und erscheint eigentlich immer Samstag.

Ich erhalte deshalb mein Abo - Heft an diesem Tag so gegen 14.00 Uhr. Manchmal, wenn die Postzustellerin noch Kaffee an der nahe gelegenen " Esso " - Tankstelle trinkt, landet das aktuelle Exemplar so zirka 1 Stunde später in dem Briefkasten.

Ich kann mich daran erinnern, dass das Hamburger Nachrichtenmagazin auch schon einmal am Montag erschien.

Egal! Aber ein " SPIEGEL " - Heft an einem Dienstag? Nee, dat gab´s noch nie!

Dann kam mir noch eine weitere, zündende Idee zur Begründung, warum und weshalb ein " SPIEGEL " an einem schnöden Dienstag im Oktober 2018 erscheint. In unserem nahe gelegenen Nachbar - Freisstaat Bayern wird am Sonntag der neue Landtag gewählt. Den Unkenrufen gefolgt, wird die schwarze CSU dort ihre absolute Mehrheit ganz schmucklos verlieren und sich mutmaßlich einen Koalitionspartner suchen müssen, will sie ihre Klientelpolitik weiter führen Es mag sein, dass " DER SPIEGEL " deshalb früher erscheint. Denn dieses Ereignis könnte zu besonderen Aktivitäten in Hamburg führen. Schließlich hat der Verlag und einst mit ihm, der verstorbene Herausgeber Rudolf " Rudi " Augstein zu Bayern, zur CSU und zu dem Gröfaz FJS ein zerrüttetes Verhältnis gehabt. Und dieses jahrzehntelang nach der rechtswidrigen Einknastung des damaligen Herausgebers Augstein wegen des absurden Vorwurfs des Landesverrats.

Es hätte somit sein können, dass " DER SPIEGEL " wegen der Bayern - Wahl zeitverzögert am Montag erscheint und als Sonderheft ausschließlich von den Ergebnissen und mehr schreibt. 

Doch beim näheren Hinsehen erkannte ich, dass das Sonderheft ein durchaus heikles, immer aktuelles und manchmal unappetitliches Thema behandelt.  Es geht um das gesamtgesellschaftliche Thema " Frauen ".
Och, nee! Ich fühlte mich um mindestens 40 Jahre, somit in die späten 1970er Jahre zurück versetzt. Damals belegte ich - interessehalber - ein Wahlpflichtfach bei Frau Prof. Dr. Susanne Schunter  - Kleemann an der einstigen Hochschule für Wirtschaft ( HfW ), dass sich mit diesem Komplex befassen sollte.

Die Veranstaltung hat mir viel an neuen Erkenntnissen gebracht. So durfte ich - zusammen mit einem befreundeten Kommilitonen - den Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau im Kapitalismus heraus arbeiten.

Jau, und diesen entscheidenden und zudem gravierenden Unterschied gibt es denn heute immer noch. Da mögen die Trommler der AfD herum zicken und polemisieren, wie sie wollen. Eine Frau verdient in der Regel um die 20 % weniger als der Mann. Und dieses, obwohl das Grundgesetz, unsere ach so oft verkannte Verfassung, dazu etwas anderes sagt.

Und just hier liegt der berühmte Hase im Pfeffer. Die Gleichberechtigung ist längst Realität, denn sie ist im GG postuliert; die Gleichstellung indes nicht, weil diese über die Gesellschaft vollzogen werden soll. Und die basiert auf einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, innerhalb derer zunächst das Prinzip der Profitmaximierung angestrebt wird. Profite oder im BWL - Jargon formuliert Unternehmensgewinne lassen sich indes nur erzielen, wenn vom Umsatz nach Abzug der Kosten und nach Steuern noch einige Euronen übrig bleiben.

Tja, das geht aber dann nur, wenn die Kosten, vor allem die Lohnkosten, gesenkt werden. Da Frauen eben schlechter bezahlt werden als Männer, werden sie auch in vielen Branchen vermehrt als Mitarbeiterinnen eingesetzt.

Egal! " SPIEGEL " - Sonderausgabe zum 100jährigen Bestehen des Frauenwahlrechts und ein Jahr nach " # MeToo!

Mal lesen, was da so gesagt und geschrieben wird.

Immerhin fühle ich mich immer noch in der Lage, hierzu meinen Senf hinzuzugeben.
Und der ist mir jedenfalls glatt 4,80 € in Form des Sonderheftes wert.

Da mag der Haufen Berufshetzer und Ignoranten in der AfD labern was er will.


" Apocalyptica "  zu  " The Greatest Show On Earth " :







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