Irrwege für ein Balkongeländer



Gestern  hat die Spedition ja das Balkongeländer gebracht. Die beiden Pakete waren schwer. So schwer, dass ich sie zunächst dort stehen ließ, wo der Fahrer und ich sie mittels Hubwagen ablegen konnten: auf dem Gehsteig.

Da standen sie nun, mit einem Eigengewicht - ohne Verpackung - von 90 Kilogramm. Sie warteten auf die Dinge, die danach noch kommen sollten, ja, kommen mussten, denn auf dem Gehsteig konnten die beiden Monster - Pakete nun wahrlich nicht bleiben. An eine Übernachtung war also nicht zu denken.

Am frühen Nachmittag bewaffnete ich mich mit einem Teppichmesser und begann die Pakete von der dicken Plastefolie zu befreien. Nach und nach entkleidete ich sie und schlitzte danach die Pappkartons auf. Ich entnahm - unter größerer Anstregung - deren Inhalt. Es waren die aus Lidzbark - Warminski, Woiwodschaft Ermland - Mauren, Polen, bestellten Elemente für das Balkongitter. ( https://de.wikipedia.org/wiki/Lidzbark_Warmiński )

Ich zog die vier Teile aus den Kartons und wuchtete sie in Richtung des Gerüstes, mit dem das Haus immer noch geschmückt ist. Die beiden Seitenteile, die wesentlich kleiner ausfallen, konnte ich über Selbiges nach oben auf den sanierten Balkonboden transportieren. Bei den beiden Längselementen musste ich indes passen.

Ich bekam das erste durchaus sperrigen Längsteil nicht durch den Gerüstaufbau und gab nach einer guten Viertelstunde die Aktion auf. Morgen wäre auch noch ein Tag. Und gestern, am 3. Oktober 2018, war ja Tag der Deutschen Einheit. Da hätte ich frische Kraft und genügend Motivation, um die störrischen Balkongitter nach oben zu wuchten.

Sofort nach dem Mittagessen versuchten meine bessere Hälfte und ich es gemeinsam. Doch der Plan, zunächst eines der schweren Elemente durch das Gerüst zu schieben, ging eben nicht auf. Meine bessere Hälfte meckerte herum und behauptete steif und fest, das meine Transportaktion nie und nimmer von Erfolg gekrönt sei, weil das Gitterteil zu hoch und zu klang sei. Ich bestritt diese Mutmaßung und versuchte es erneut. Dieses Mal als Solist. Nein, es funktionierte nicht. Wie ich das Geländerteil auch drehte, es kippte oder wendete: es war zu groß.

Gefrustet stieg ich von dem Gerüst, schnappte mir den Straßenbesen, einen Weidenkorn, einen Handfeger und ein Kehrblech und beseitigte zunächst die Nadel und Zapfen, die der starke Wind aus der vor dem Haus stehenden Kiefer auf den Gehweg, die Straße und die Platten des Hauseingangs geschleudert hatte. Nach einer guten halben Stunde hatte ich diese Arbeit erledigt, bei der ich krampfhaft überlegte, wie ich das im Gerüst stehende Balkongitter wieder auf den Boden der Tatsachen bringe.

Unmittelbar danach stieg ich erneut auf das Gerüst und nahm mich meines Patienten an. Ich drückte, schob und hievte den schweren Gerüstbewohner von links nach recht und von oben nach unten, ehe ich die richtige Position gefunden hatte, um das Geländerteilstück wieder zu Boden zu bringen. Langsam ließ ich das grau gespritzte und Pulver beschichtete Metallelement nach unten in den Vorgarten gleiten. Dann stieg ich vom Gerüst, wuchtete beide Längsstücke in Richtung des Eingangs, von wo ich sie dann hinter einander in den Flur schleppte.

Dann gab ich gegenüber meiner besseren Hälfte kleinlaut zu, dass ich mich bei der Wahl des Transportweges vom Gehsteig auf den Balkon geirrt hatte. Der Irrweg kostete allerdings viel Geduld, Kraft und beinahe eine Stunde Zeit.
Nun, ja, irren ist menschlich und wären wir keine Menschen, sondern programmierte Roboter, so wäre das sich Irren nahezu ausgeschlossen. Aber auch ein Roboter hätte den Weg des Geländers vom Gehsteig auf den Balkon nicht so gwählt wie ich.


" Secret Saucer " - " Element 115 " - 2005:





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