Tag der ( deutschen ) Zwietracht
Heute ist der 3. Oktober des Jahres 2018 n. Chr. Der Mittwoch der 40. Woche dieses, alsbald ausklingendes Jahres. Er ist ein Feiertag in Deutschland; der Tag der Deutschen Einheit.
Damit ich diesen, durchaus wichtigen Feiertag nicht vergesse, erinnerte mich das " Windows phone " bereits gestern Vormittag unaufhörlich daran. " Tag der Deutschen Einheit. Morgen. Ganztägig ", prangte mir ein unübersehbarer Schriftzug auf dem Display entgegen.
Dabei überlegte ich, seit wann " wir " diesen Feiertag eigentlich verordnet bekommen haben? War es 1991, ein Jahr nach der de jure - Vereinigung? Oder war es erst 1999, 10 Jahre nach der so genannten Friedlichen Revolution? Oder erst in den Nullerjahren?
Das Internet konnte mir - wie immer bei derart kniffligen Fragen - weiterhelfen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Deutschen_Einheit
Weil der Tag der Deutschen Einheit aber zum 28. Mal begangen wird, konnte es nach Adam Ries nur das Jahr 1990 sein, dass der Einführung dieses Feiertags zugrunde liegt.
Tja, nun stellt sich aber auch vermehrt die Frage, ob das Erinnern an jenes gesamtdeutsche Ereignis überhaupt noch zeitgemäß sein kann. Zweifel hieran kommen bei all Denjenigen auf, die sich mit der vollbrachten und danach gelebten Wiedervereinigung so gar nicht identifizieren können.
So fordert beispielsweise die Autorin Jana Hensel, den " Tag der Deutschen Einheit " abzuschaffen.
( https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-10/tag-der-deutschen-einheit-entfremdung-ost-west?page=2#comments ).
Keine interessante, geschweige den völlig neue Forderung. Jana Hensel ist in der ehemaligen DDR geboren worden; ein Ostkind also. Sie hat über diese Zeit einige Erlebnisse zu Papier gebracht und damit Geld verdient. Da ist legitim. Doch ihre, wohl provokant aufgestellte Forderung, den 3. Oktober ganz abzuschaffen, läuft dem zuwider, was sie sonst als große Bewunderin der Bundeskanzlerin Merkel und damit der CDU, von sich gibt.
Der Feiertag wurde einst von der schwarz - gelben Koalition Kohl / Genscher ins Leben gerufen. Den angeblichen Architekten der Deutschen Einheit. Er sollte an die politischen Entscheidungen anknüpfen, die vor und mit der Wiedervereinigung getroffen werden mussten. Von den Menschen aus der DDR, die vormals, nämlich im November 1989 friedlich auf den Straßen demonstrierten, war deshalb nie die Rede. Und einen Gedenktag im November einzuflechten, kam Kohl und seinen Mannen schon wegen der deutschen Geschichte nicht in den Sinn.
Ein Feiertag zum Andenken oder Gedenken an eine historische Entwicklung, an ein einmaliges Ereignis, dürfte so falsch nicht sein. Schließlich werden die Generationen nach uns ja wohl auch noch in diesem Land zu leben haben und diese können dann kaum Zeitzeuge der Abläufe nach dem November 1989 sein. Deshalb erscheint es durchaus angebracht, darauf hinzuweisen, wie es zu der deutschen Wiedervereinigung gekommen ist.
Ein Feiertag mag, sofern er für viele Menschen hier als arbeitsfreier Tag gelten darf, ein willkommener Anlass sein, das nahende Wochenende um gleich drei Tage zu verlängern. Er wird auch für die Mehrzahl kein Grund sein, sich zwanghaft an jene Ereignisse erinnern zu müssen, die dem Tag zugrunde liegen. Vielmehr werden andere Arten des Zeitvertreibs gewählt. Da war schon immer so und wird auch wohl so bleiben.
Ich bezweifele aber, dass die Mehrzahl der Ostdeutschen diesen Tag deshalb nicht feiern, sich daran nicht erinnern möchten, weil sie sich danach als Deutsche zweiter Klasse fühlen oder zu diesen durch die Wiedervereinigung degradiert wurden. Vielmehr misstraut eine gewisse Gruppe von Ostdeutschen, die die DDR noch erlebt haben, dem politischen Establishment. Diese Menschen fühlen sich nicht mehr durch dieses vertreten, Sie haben den Eindruck hintergangen worden zu sein. Sie wittern hinter jedem Politiker, hinter den etablierten Parteien, den Grund für ihre eigene wirtschaftliche und soziale Situation.
Die hat sehr wohl etwas mit dem Auslauf, der Abwicklung der DDR zu tun. Hier war beinahe alles im Privat - und Berufsleben geregelt, kontrolliert, vorbestimmt. Eigentlich ein Kuschel - Staat, der den Meisten unter ihnen das selbständige Denken und Handeln vollkommen abgenommen hatte. Doch der Preis dafür war Zensur, Bespitzelung und Unfreiheit.
Dann kamen die Westdeutschen, die Besser - Wessis, die besseren Deutschen. Sie fielen wie Schmeißfliegen in den Arbeiter - und Bauernstaat ein, plusterten sich auf, wickelten die Planwirtschaft ab, installierten ihr mit gebrachtes, vermeintlich besseren, demokratischen System und erwarben für ´nen Appel und ´nen Ei Grund, Boden und wertvolle Immobilien sowie die konkurrierenden Betriebe.
25 Jahre später fielen die Flüchtlinge, die " Asylanten " hier ein. Sie wurden durch einen humanitären Akt der eigenen, der ostdeutschen Kanzlerin Merkel, ins Land geholt. Sie mussten irgendwo untergebracht werden. Sie erhielten Geld, Sachwerte, Streicheleinheiten. Sie waren jetzt die Armen und nicht die qua " Soli " aufgepäppelten Ex - DDRler.
Der Mensch soll angeblich von Natur aus Jäger und Sammler sein. Deshalb kam besonders in den einstigen Beitrittsgebieten - völlig unbegründeter - Sozialneid auf. Es wurde gehetzt, gepöbelt, gebrandschatzt. Es wurden Bürgerwehren ins Leben gerufen, Widerstandsgruppen gegründet, Andersdenkende und Ausländer wurden - aber nicht nur im Osten - Opfer von Straftaten aller Art.
Die Brut der Abgehängten, die Saat der Abgewickelten, die Nachkommen der Vernachlässigten, sie
keimte in den eigenen vier Wänden und ging später in dieser Form auf.
Der Tag der Deutschen Einheit sollte bereits deshalb nicht abgeschafft werden. Er gehört zur deutschen Geschichte. Auch wenn diese uns hier eindeutig aufzeigt, wie es nicht gemacht werden sollte.
" Neuschwanstein " - " Intrudes And The Punishment " - " Battlement " - 1978:
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