Ein Quiz für ´68er


Der Samstagabend ist traditionell der sinnfreien Massenbespassung vorbehalten. Einst gaben sich die Leuchttürme der deutschen Fernseh - Volksbelustigung hier regelmäßig die Klinke in die Hand. Ob sie nun Peter Frankenfeld, Hans - Joachim Kulenkampff, Lou van Burg im Westen des Landes oder auch Helga Hahnemann für das DDR - Fernsehen, hießen. Sie alle hatten den Auftrag, dem Normalo in Ost und West das Wochenende ein wenig kurzweilig zu gestalten, denn ab Montagmorgen stand die Pflichterfüllung wieder im Vordergrund.

Im Laufe der vielen Dekaden nach der Gründung der zunächst unterschiedlichen TV - Anstalten in West und Ost, der folgenden Zulassung des Privatfernsehens und der Deutschen Wiedervereinigung, ließen die beiden Hauptprogramme und auch die führenden Privatsender von jenem Grundgedanken nie ab.
Die entstandene Konkurrenz in Gestalt von RTL, Sat1, Pro7 oder noch unbedeutende Kanäle überschüttete die Glotzergemeinden mit platten Sport - Spiel - und Klamauksendungen in Hülle und Fülle. Auch hier waren die sie kredenzenden Protagonisten immer die gleichen; wenngleich aber auch beliebig austauschbar.

Da hieß und heißt es für einen nicht Bespassungswilligen Knopf auf Aus drücken und Reißaus nehmen. So auch heute, am 6. Oktober 2018.

Die beiden Methusalems der Öffentlich Rechtlichen bringen parallel zueinander Volksbelustigung par exellence. In dem Ersten, der Mama aller westdeutschen Fernsehprogramme nach 1950 ff zeigt die auserkorene Quiz - Kanone Jörg Pilawa im Drei - Länder - Vergleich ( Österreich und die Schweiz sind auch mit im sinkenden Boot ), was andere Quiz - Onkel so drauf haben. Mit dabei ist " Uns Günnex " Günther Jauch. Der sich ja seit mehr als einem Jahrzehnt bei RTL mit dem Dauerlutscher " Wer wird Millionär " - auch finanziell - über Wasser hält. Das " Uns Günnex " inzwischen unter die Winzer gegangen ist, tut seinem Bestreben hier keinen Abbruch.

Inzwischen hat er auch 62 Lenze erreicht und könnte vielleicht sogar im dem ZDF - Mumpitz seines Busenfreundes Thomas " Tommy " Gottschalk mitmischen, der da heißt "  Gottschalk´s Große 68er Show ".

Mal ehrlich: Endlich kommt jener vermeintlich revolutionären Bevölkerungsgruppe das zu, was ihr vor 50 Jahren kategorisch verweigert wurde. Sie wird von ihrer unterhaltsamen, ja gar freundlichen Seite beleuchtet. Der " Tommy " macht´s möglich. Das CDU regierte ZDF willigte nolens volens ein, weil die Schwarzen sich dann doch nicht lumpen lassen wollten. Schließlich ist der Meister der 68er - Fresser, Axel " Adolf " Springer längst unter der Erde, seine Kampfblätter müssen die DDR nicht mehr in Gänsefüßchen schreiben und seine Witwe Friede ist ja mit " Mutti " Merkel per Du. Damit wird die sozialdemokratisierte Politik der Kanzlerin in den Springer - Postillen nicht mehr ständig von rechtsaußen torpediert.

Aber, was haben denn nun die von " Tommy " aufgewärmten Erinnerungen an das ominöse Jahr 1968 in  einer ZDF - Show zu suchen? Das sollte sich eine kritischer Begleiter der inzwischen gesamtdeutschen Fernsehlandschaft wirklich fragen. Ich vermute mal, dass das ZDF dem Gottschalk aus lauter Mitleid, dass er nicht mehr in der Beletage der Gebühren finanzierten Großverdiener sitzen darf, eine solche Nonsens - Sendung auf die dunkel unterlaufenen Augenränder gepappt. In der Hoffnung, dass die Sendung dem Pilawa mit Jauch im Fahrwasser, quotenmäßig aussticht.

Nichts Neues also am Samstagabend im Jahr des Herrn 2018. Bald ist Weihnachten, dann folgt Silvester. Da gibt es dann wieder formatierten Flachsinn aus der Konserve und Rudelfeiern live aus Berlin. Das Quiz für ´68er von Jörg mit Günther und Thomas ist da schon längst wieder vergessen.



" Morly Grey " - " I ´m Afraid " - " The Only Truth " - 1972:






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