Charles Aznavour´s letztes Lied


Gestern verstarb der Chansonnier, Schauspieler und mehr Charles Aznavour. Seine erfolgreichen Zeiten hatte er im Alter von 94 Jahren längst hinter sich gelassen. Sie sind in jenen Dekaden anzusiedeln, in denen Musik auch noch mit Kultur in Verbindung zu setzen war.

Das Aznavour zudem noch schauspielerte, sei ihm verziehen. Sein Gesang überzeugte da mehr. Aber: Auch in jenen Zeiten, in denen es nicht immer um das schnell verdiente Geld ging, in denen nur eine auserwählte, weil finanzielle gut bestückte Anzahl von ErdenbürgernInnen mittels Düsenflieger von Paris nach New York, London oder Rom gelangen konnte, sang der gebürtige Armenier dort vor Anhängern jenes Genre in rappelvollen Sälen.

Das Chanson hat nichts mit Prolligkeit zu tun, wohl aber mit Politik und Gesellschaftskritik. Weshalb diese Musikrichtung von den Nazi  - Barbaren von damals verboten wurde und es auch von jenen lächerlichen Laffen in der Jetztzeit auf deren " Giftliste " stünde.

Als das öffentlich rechtliche Fernsehen zwar längst wieder zur " Lügenpresse " zählte, dieses aber nicht öffentlich gesagt werden durfte, trat der körperlich nicht sehr große Franzose mit armenischen Wurzeln dort regelmäßig auf. Und zwar auch in dem sozialistisch benannten Teil des geteilten Deutschlands. Seine Platten wurden hier von dem staatlich überwachten " Amiga " - Betrieb angeboten. Dieses wohl deshalb, weil zu jener Zeit in Frankreich eine sehr starke kommunistische Partei, die PCF, und deren Gewerkschaft, die CGT starken gesellschaftlichen Einfluss hatte und deren Vorsitzender George Marchais eine durchaus auf Wohlwollen aufgebauten Kurs zur DDR - Führung verfolgte.

Nun, Aznavour sang auch dort, aber auch in den Hallen, Konzertsälen und im Fernsehen des westdeutschen Klassenfeindes, da sich hier auch anderes Interpreten des von Franzosen geprägten Musikstils einer enormen Beliebtheit erfreuten. Mir fallen da Yves Montand, Jaques Brel und Gilbert Becaud , aber auch Juliette Greco, Francois Hardy oder Dalida ein. Für Namen, wie Edith Piaf, Marcel Cerdan oder Charles Trenet war ich noch etwas zu jung bzw. es existierte kein Fernsehapparat in dem Haus meiner Eltern und Großeltern.

Als im Zuge der Kommerzialisierung des Chansons auch noch deutschsprachiges Liedgut von Salvatore Adamo oder der zum " Spatz von Paris " hoch stilisierten Schlager - Drossel Mireille Mathieu in den Hit - oder Schlagerparaden platziert werden mussten sowie auch zum lebenden Inventar der gesamtdeutschen Fernsehbespassung aufgegraben wurden, geriet das klassische, französische Chanson in den Hintergrund. 

Aznavour indes blieb Aznavour. Ein Chansonnier par excellence. Der Kosmopolit, der Weltmusiker, verbrachte jedoch sein Privatleben in der Provence, der Provinz, am Meer.

https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Aznavour


" Táimer " - " Encores " - 2015:






Kommentare

Octapolis hat gesagt…
...und nun hat´s auch noch Rocky erwischt...
...dennoch: alles Gute zum Tag der deutschen Einheit! ;o)
Lobster53 hat gesagt…
Danke, gleichfalls!

Jau, Rocky ist auch im Siebten Himmel. So ganz nebenbei gesagt: Es gibt einen schöneren Tod?

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