100 Kilo - Brummer!
Heute ist Donnerstag und dieser Wochentag ist fast immer Einkaufstag. Also fuhren wir gegen 9.30 Uhr zum nicht weit entfernten Supermarkt " Netto ", um uns mit den Lebensmitteln und mehr einzudecken, die in den nächst 7 Tagen irgendwann auf den Tellern,in die Schüssel und letztendlich unseren Magen landen würden.
Über den vergangenen Feiertag war eine Reihe mit gekühlten Fleisch - und Wurstartikeln ausgeräumt worden. Das dazu gehörende Kühlaggregat hatte seinen Geist aufgegeben. Das war misslich, aber nicht existenzbedrohend, denn diese Artikel wandern bei uns eher selten in den Metallkorb. Dennoch interessierte es mich, was die Ursache für den Ausfall der Anlage war. Ich befragte eine Mitarbeiter der Filiale, die mir kurz und knapp erklärte, dass wohl ein Motor der Anlage ausgefallen war.
So schoben wir unseren metallenen Packesel daran vorbei und widmeten uns den anderen Artikeln, die auf der Merkliste standen. Nach dem Bezahlen war eine kurze Visite an dem benachbarten Fleischeiertresen vorgesehen. Dort hatte sich inzwischen eine kleine Warteschlange gebildet. Ich überlegte, während ich den Einkaufswagen herüber fuhr, wieso um kurz nach 10.00 Uhr mehr als ein handvoll Kunden dort warteten.
Dann war mir klar, was der Grund hierfür sein muss. Der Fleischer bietet auch einen Mittagstisch, also warme und kalte Speisen an. Doch: Es war noch gar keine Mittagszeit. Und dennoch warteten dort Kunde am Tresen. Warum?
Beim genaueren Hinsehen bemerkte ich, dass es sich bei den Wartenden allesamt um Handwerker handelt. Vier von ihnen gehörten - dem Firmenlogo auf der Berufskleidung nach zu urteilen - einem Malereibetrieb an. Zwei weitere hatten einen so genannten Blaumann an.
Wir beobachteten, was die Kunden beim Fleischer kauften. Es waren just jene Essen, die an sich als Mittagsmahl zählen müssten. Da wurden dafür mal schnell 4, 70 und mehr abkassiert. Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war genau 10.10 Uhr und in diesem Moment bezahlte eine übergewichtige Mitarbeiterin des Malers ihr Mittagsmenü. Sie hatte eine riesige Scheibe Sächsischen Leberkäse mit Kartoffelsalat geordert. Ich sah mir ihre Figur genauer an." Ein ganz schöner Brummer! ", dachte ich so bei mir.
Wenn die und auch ihre Kollegen, die sich ähnliche Kalorienbomben bereits am Morgen rein zimmern, erst so in meinem Alter sind, müssten die ab 100 Kilogramm aufwärts auf die Waage bringen.
Ich erinnerte mich an ein " SPIEGEL " - Gespräch in einer frühen Sommer - Ausgabe, als ein Gesundheitsökonom zu dem Problemen des selbst verursachten Pflegenotstands befragt wurde. Er sollte dabei seine Einschätzung zu den Plänen, angelernte Pflegekräfte aus dem Fernen Osten, also Vietnam, Thailand etc. hier einzusetzen, abgeben. Er kritisierte dieses mit der Begründung, dass diese Ethnien aufgrund ihrer körperlichen Konstitutionen gar nicht in der Lage seien, die Strapazen in der Pflege durchzuhalten. Dazu formulierte er sinngemäß, dass eine asiatische Frau als Pflegekraft nicht in der Lage sei, einen 100 Kilo - Brummer umzubetten, zu drehen oder aufzurichten.
Beim Lesen des Artikel musste ich breit grinsen. Wer so viel frisst und auch noch später Pflege braucht, sollte zunächst einmal abspecken. Und just diese Gedanken kamen mir, als ich die übergewichtigen Damen und Herren vor und hinter dem Tresen genauer betrachtete.
Wie heißt es so zutreffend: " Das Auge isst mit! "
Klar, aber davor sollte wohl eher das Gehirn eingeschaltet werden. Damit das Fressen nicht zum Lebensinhalt wird und sich Jahre später schmächtige Pflegerinnen aus Asien mit einem 100 Kilo - Brummer laufend verausgaben. Und diese Fronarbeit ausüben müssen, weil sie in dem reichen Deutschland die Abgelegten der Wohlstandsgesellschaft betreuen müssen, um zumindest selbst ein besseres Leben zu erhalten.
" Kingston Wall " - Shine On Me " - 1993:
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